Die Geschichte von Trochtelfingen

Die Kernstadt Trochtelfingen, die der heutigen Gesamtstadt ihren Namen gibt, ist ein altes, historisch gewachsenes Städtchen auf der sogenannten „Kuppenalb“. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Trochtelfingen anlässlich eines Zehntstreites im Jahre 1161. In den Jahren 1182 bis 1219 war der Pfalzgraf Rudolf von Tübingen Oberherr von Trochtelfingen, vermutlich in seine Zeit fällt die Erhebung zur Stadt. Dass Trochtelfingen viel älter ist, beweisen verschiedene Merkmale, so zum Beispiel die große Gemarkungsfläche und die große Pfarrei. Dies lässt darauf schließen, das Trochtelfingen eine frühalemannische Gründung war, auch der Name (Trochtelfingen = „bei den Söhnen des Trochtolf“) weist darauf hin.

Wechselnde Grafschaften

Trochtelfingen stand unter wechselnden Herrschaftsgeschlechtern, im 9 - 11. Jahrhundert die Grafen von Gammertingen, ihnen folgten unter anderem die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Hohenberg. 1310 verkauften die Grafen von Hohenberg (Lehensherren der Pfalzgrafen von Tübingen) Trochtelfingen an das Haus Württemberg. 1316 schenkte Graf Eberhard von Württemberg seiner Tochter Agnes, bei der Heirat mit dem Grafen Heinrich von Werdenberg, Trochtelfingen als Heiratsgut. Eberhard, Sohn dieser Agnes und des Heinrich gründet die Linie der Grafen Werdenberg-Trochtelfingen-Sigmaringen mit Sitz in Trochtelfingen. Mit dem Aussterben der Linie Werdenberg-Trochtelfingen gelangt die Stadt 1534 an die Grafen beziehungsweise Späteren Fürsten zu Fürstenberg. 1806 kommt Trochtelfingen zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen und 1850 zu Preußen. Bis zum Jahr 1972 gehörte Trochtelfingen zum Landkreis Sigmaringen, mit der Kreisreform 1972 kam die Stadt zum Landkreis Reutlingen.

Trochtelfingen als wehrhafte Festung

Unsere Stadt verfügt über zahlreiche historische Bauten, die zum Großteil privat genutzt werden oder aber öffentlichen Zwecken dienen. Trochtelfingen war früher als Festung dreifach ummauert. Zeugen dieser wehrhaften Festung gibt es noch wie zum Beispiel Teile der Stadtmauer, der mit vier Geschossen erhaltene ehemalig sechsgeschossige Rundturm (der „Hohe Turm“) sowie der kleine Rundturm der sogenannte Pulverturm an der Westseite der Stadt. Die zahlreichen in Fachwerkbauweise erstellten Bürgerhäuser der Stadt sind zumeist nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1726 entstanden. Das Schloss der Grafen von Werdenberg, ein Rechteckbau mit steilem Satteldach und Staffelgiebel, wurde Ende des 15. Jahrhundert erbaut. Das Gebäude wird heute als Grundschule genutzt.

Kirchen und Kapellen

Bemerkenswerte kirchliche Bauwerke sind:
  • Die in der Hauptsache gotische katholische Pfarrkirche St. Martin, das älteste Gebäude der Kernstadt;
  • fünf Kapellen auf der Gemarkung der Kernstadt bzw. Haid;
  • im Stadtteil Mägerkingen ist die im Jahr 2003 renovierte und im Innern neu gestaltete evangelische St. Blasius-Kirche sehenswert;
  • auch die Kirchengebäude in den anderen Stadtteilen (Steinhilben, Wilsingen und Hausen a.d.L.) lohnen einen Besuch.
Die erste Pfarrkirche wurde vermutlich im 8. Jahrhundert erbaut. Die Pfarrkirche St. Martin wurde nach der Zerstörung 1321 neu erbaut, zunächst Turm und Chorraum, das Langhaus folgte 1451. In den Jahren 2002 bis 2004 wurde die Kirche umfassend renoviert. Sie birgt eine Darstellung von vier trauernden Frauen sowie wertvolle Fresken, besonders kostbar ist das Weltgericht von 1480, ein Wandgemälde mit einer Höhe von 4.90 m und einer Breite von 5.20 m. Die Erhardkapelle, auch Friedhofkapelle genannt, wird erstmals 1363 erwähnt. Sie enthält besonders schöne Fresken die Heinrich Gretzinger, ein Trochtelfinger, um 1430 gemalt hat. Die Hennenstein- oder Hünensteinkapelle wird erstmals im Jahr 1322 erwähnt, Besonderheit dieser Kapelle ist die erhaltenen Einsiedelei. Ferner noch die Haidkapelle, die 1474 eingeweiht wurde, die Burgkapelle, die um 1660 von der Gräfin Franziska zu Fürstenberg gestiftet wurde sowie die Christi-Ruh-Kapelle, die um 1700 erbaut wurde, zeugen von der sakralen Kunst dieser Zeit.

Evangelische Kirche

Die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in der Kernstadt Trochtelfingen beginnt im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Christuskirche wurde 1959 eingeweiht. Daneben entstand Anfang der 1990-er Jahre das evangelische Gemeindehaus. Seit 2006 ist erstmals in der Kernstadt in der evangelischen Kirchengemeinde ein eigener Pfarrer tätig. 2008 folgte die Einrichtung der „Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Trochtelfingen“ bestehend aus den evangelischen Kirchengemeinden Mägerkingen und Trochtelfingen.

Heilige Mauritius und Stadtbrand

Am Stadtbrunnen in der Kernstadt steht die Figur des heiligen Mauritius, der in dieser Form erstmals um 1779 entstanden ist. Der Heilige war von den Trochtelfinger Bürgern angerufen worden, als eine anhaltende Viehseuche den Tierbestand mehr und mehr dezimierte. Trochtelfingen hatte um 1320 und 1726 zwei große Stadtbrände zu verzeichnen. Das Gebäude des jetzigen Rathauses in der Kernstadt wurde anstelle des 1920 abgebrannten Fruchtkastens im Jahr 1935 wiederaufgebaut.

Stadtrecht

Trochtelfingen war bis 1861 Oberamteistadt. Es folgte die Zusammenlegung mit dem Oberamt Gammertingen und schließlich wurde 1900 Trochtelfingen zur Landgemeinde herabgestuft. Das Stadtrecht wurde 1951 wieder verliehen. Die Gesamtstadt zählt heute etwa 6.500 Einwohner und ist nach der Landesbeschreibung „eine ländliche Kleinstadt mit größerem Einzugsbereich“ (im Landesentwicklungsplan als „Kleinzentrum“ ausgewiesen).

Gesamtstadt

Die Stadt Trochtelfingen, wie wir sie heute kennen, besteht in dieser Form seit 1975. Die Kommunalreform in den frühen 1970-er Jahren war der Anlass für die bis dahin selbständigen Gemeinden Trochtelfingen, Hausen an der Lauchert (seit 1972), Mägerkingen (seit 1975), Steinhilben (seit 1975) und Wilsingen (seit 1974), sich zur Gesamtstadt Trochtelfingen zusammenzuschließen (die Haid war schon immer Teil der Stadt Trochtelfingen).

Stadtkernsanierung

Die erste Stadtkernsanierung wurde von 1978 bis 1997 durchgeführt. Die zweite Sanierung des Stadtkerns ist im Jahr 2008 in der Kernstadt angelaufen. Zweifellos war und ist die Stadtsanierung der entscheidende Impuls für die Sicherung der historischen Bausubstanz und für die städtebauliche Weiterentwicklung im denkmalgeschützten Stadtkern.

Das Trochtelfinger Stadtwappen

„Hirschstange und lateinisches schwarzes Kreuz mitrechtshin geschweifter Fußspitze (sog. fliegendes Kreuz). Die Hirschstange in Gelb auf rotem Grund wird – wie schon in den erloschenen Wappen der früheren Gemeinden Hausen an der Lauchert, Mägerkingen und Wilsingen – mit historischer Beziehung zu den Grafen von Veringen bzw. mit der früheren Zugehörigkeit dieser Orte zum Haus Württemberg ausreichend begründet. Die in zollerischen Farben Silber und Schwarz gehaltene Hälfte des Schildes repräsentiert die hohenzollerischen Stadtteile Trochtelfingen und Steinhilben.“

 
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Internetseite des Geschichts- und Heimatverein Trochtelfingen.
 
Stadtführungen mit einer durchschnittlichen Dauer von 2 Stunden können mit folgenden Personen vereinbart werden:
Frau Susanne Klingenstein, E-Mail: schwestersusanne(at)aol.com
Herrn Bernhard Klingenstein, Mobil +49 171 1216419